1957 – 200-jähriges Jubiläum

Aus der 200jährigen Geschichte unseres Gasthof „Adler“ sei dem großen Bekanntenkreis folgendes mitgeteilt:

Der heutige Gasthof (1957) war ursprünglich Gesindehaus der Herrschaft Muri. Das Gebäude war durch einen unterirdischen Gang mit dem Mayerhof verbunden. Die Reste dieses Gewölbes reichen heute noch vom Forsthaus bis gegen die Dorfstraße. Der erste Besitzer des Hauses war Josef Kuon, gestorben am 11. Oktober 1757. Kurz vor seinem Ableben vertauschte er seinen Besitz mit der gnädigen Herrschaft und zog auf den Priorberg.

Sein Nachfolger und erster Adlerwirt war Fidel Breyer, der von Haigerloch zugezogen war. Er starb am 20. Januar 1769. Dies ist der Ururgroßvater mütterlicherseits des heutigen Besitzers. Ihm folgte sein Sohn Josef Breyer bis 1838, dann Martin Breyer, der 1843 starb. Bis 1877 ist als Adlerwirt Georg Blocher und bis 1879 Martin Ege genannt.

Sodann kam das Haus in den Besitz der Familie Roth, von der es 1931 durch Heirat an Josef Hellstern überging.

Rudolf Roth war Adlerwirt von 1879 bis 1893, dessen Frau noch bis 1902; Paul Roth bis 1923, die Witwe Maria Roth bis 1931. In diesem Jahre kehrte der Gasthof wieder in das Geschlecht des ersten Besitzers zurück.

Nachdem wir nun die führenden Personen kennen, wollen wir noch kurz die geschichtliche Seite berühren: Alle Herrschaftsgebäude (Schloss mit dem Lustgarten, Kirche mit umliegendem Friedhof und der Mayerhof) waren in der Hauptsache durch Fronarbeiten neu erstellt.

Zu diesen Bauten lieferte der nahe Bernstein die Ziegel. Ein schönes Stück davon mit der Jahreszahl 1741 ist auf unserem Rathaus noch zu sehen.

Der Kohlwald versah die ganze Umgegend mit Holzkohle, der Nagelschmied (Haus des Willy Schoch) lieferte die Nägel und andere Eisenteile, der Hafner die Öfen und Geschirr, die Oele im Längental sorgte für Licht und Küchenfett, unsere Weiber gaben Stoffe aus Leinen und Wolle (Dettingen hatte 2 ständige Schäfer). Die Brauerei und Brennerei versorgten unsere Felder mit Gerste und Hopfen. Die Eisweiher waren eigens für das nötige Eis angelegt; Vogel- und Hubertusbrünnle spenden heute noch bestes Trinkwasser. Wie oft mögen die Flößer nach schwerer Fahrt im Adler gesessen haben! Regelmäßig fuhr der Postillion von Haigerloch nach hier in den Adler, wo neben dem Großen Gaststall ein kleiner Poststall war.

Die Wege waren den damaligen Verhältnissen entsprechend. Der einzige Weg nach Dießen war der Eselweg. Die Felder wurden auf den alten steilen Steigen erreicht, das Vieh zog im Doppeljoch. Im Sommer verging fast kein Tag ohne dass Kutschen und Winters Pferdeschlitten einkehrten. Auf der hölzernen Neckarbrücke wurde noch regelmäßig der Brückenzoll erhoben. Bei Dunkelheit rief der Nachtwächter die Stunden. 1803 kam der Adler mit der ganzen Herrschaft zu Hohenzollern-Sigmaringen und 1849 zu Preußen. Als damals die ersten preußischen Soldaten von Freudenstadt her durch Dettingen nach Hechingen marschierten waren plötzlich alle revolutionären Reden und Pläne begraben. (Diese Truppen hatten den Aufstand in Baden niedergeschlagen.)
Bezahlt wurde überall mit Heller und Batzen, mit Gulden und Kreuzern. Die Bewohner trugen noch die schönen alten Trachten. Den halben Winter klapperten die Dreschflegel in den Scheunen. An Festtagen weckten Böllerschüsse an unseren waldigen Talhängen ein mehrfaches Echo.

 

 

 

 

 

 

Am 19., 20. und 21. Oktober wird in Dettingen ein „Oktoberfest“ gefeiert, das mit dem 200-Jahre-Jubiläum des Gasthofs zum „Adler“ verbunden wird.

Bericht aus dem Horber Kreisbote 1957